2500
Stell dir die Persektiven im komplexen Raum vor
Die Sonne, tief im Westen, zwischen violetten Watte-Wolken, legte einen rötlichen Schimmer über die endlosen Smaragd-Wälder von Amazonis-Platintia. Einige tages-müde Dragon-Flys, mit ihren filigranen, oszillierenden Scheren-Flügeln, waren auf dem Heimweg hinunter zu Olympus-City. Die Metropole, mit dem aufgeregten Blinken entlang der regelmäßigen Strahlen-Segmente, schien wie ein funkelnder Stern in abstrakter Tiefe. Die vier Greenhorns hingen ihren Gedanken nach. Es waren tatsächlich bemerkenswerte Eindrücke während der letzten Tage gewesen. Zuerst führte sie ein verwunschener Pfad durch Dunst-kühle, sattgrüne Regenwälder bis zum Beginn des Vorbaus. In Serpentinen steuerte der Steig, über die Stufen des Vorbaus, die ähnlich hängender Garten bewachsen waren. Geräusche von fliesendem Wasser waren zu hören, erquicklich sprudelnd in der Nähe, sanft rauschend aus der Ferne. Überall sprossen Pflanzen, Blätter, fächerartig, fiedrig, spitz wie Lanzen, Riesenfarne rankten die Balkone herunter, dazwischen die Farbenpracht von Orchideen, Hibiskus, Kamelien, Flamingo-Blumen und weiß der Gärtner, was noch sonst exotisch-botanisches, Gauguin hatte sich ins Delirium gepinselt! Dunst-Schleier unzähliger Wasserfälle bewegten sich langsam zu Boden, dahinter standen Regenbogen. Schneeweise Vögel zogen mit ruhigem Flügelschlag am Himmel entlang, andere huschten wie Edelsteine im Geäst und veranstalteten ihr Zauber-Konzert, kurzum, diese artifizielle Schöpfung, als paradiesisch zu bezeichnen, war nicht ganz falsch und es war ja längst noch nicht alles! Über Leitern und Klammern erklomm der Steig den senkrechten bis überhängenden Abschnitt der Sockelstufe. In regelmäßigen Abständen waren atemberaubende Aussichtsplattformen angebracht. Sie waren geräumig, genug fur reichlich Belohnungs-Komfort für die freiwillig verordneten Strapazen, soll heißen, es gab Liegeterrassen, Verpflegung, Übernachtungsmöglichkeiten, usw., usw. Nahezu oben der Steilwand querte eine Nerven-zerreißende Promenade, die Oohh-my-God-Promenade, mitten durch die Wand, anderthalb Meilen bis hinüber zum höchsten Wasserfall der bekannten Welt, den Babylon-Falls! Außen herum, um die Babylon-Falls, mit ihrer Fallhöhe von sage und schreibe 8800 Meter, führte der wahrhaft überwältigende Rainbow-Walk. Im weitläufigen Dunst der Babylon- Falls, schillerten mehrfach gestaffelte Regenbogen, über den endlos weiten Smaragd-Wäldern. Es war wie inmitten von Regenbogen-Land und die Security hatte ein Auge auf jene Individuen, die, von der seltenen Pracht bezaubert, alles um sich herum vergasen, um diese Entrückten, die, womöglich von einer Art Erlösungs-Betrachtung berauscht, mit sanften Nachdruck wieder hinunter zu dirigierten, nach Olympus-City, auf den Boden der Tatsachen.
Also, die Babylon-Falls, mit ihren Regenbogen, waren die Attraktion von Olympus-City, ganz abgesehen davon, dass deren Verdunstungs-Kühle, für die Metropole wie eine Klimaanlage wirkte. Auf den Straßen der Metropole waren die Babylon-Falls, mit ihren farbenprächtigen Regenbogen überall zu sehen, auf Fassaden-hohen Screens, auf Plakaten, Postern, in jedem Shop, Hotel, Restaurant. Man überbot sich geradezu um es bis aufs Letzte auszureizen, um den Reisenden einen Besuch schmackhaft zu machen. Und all jene, die sich den Aufstieg nicht antun wollten, konnten problemlos mit den Dragon-Flies, drollige, Libellen-artige, bio-mechanische Flug-Kreaturen, hinauf zum Fly-Nest-Ressort fliegen… das alleine war schon eine veritable Glanznummer! Das exorbitante Fly-Nest- Ressort klebte wie ein gläsernes Schwalbennest neben dem Rainbow-Walk an der Wand. Charakteristisch waren die unzähligen Pool-Erker, wo es zur „Red- Hour“ heiß herging und das waren nicht nur Kaffeekränzchen. Legendär waren die Pool-Partys, selbstredend mit Blick durch den transparenten Boden der Bassins, hinunter zur der nächtlich strahlenden Metropole. Allerdings die Aufmerksamkeit galt wohl eher den exotischen Geschöpfen, die hier, im kristallklaren Wasser planschten, mit diesem „What-ever-you- desire-Lächeln“ auf der Mine, das, weiß Gott, alles Mögliche versprach… nein, keiner wurde enttäuscht! Ok, das waren in der Regel Artifizielle, aber das juckte kein Schwein. Das Kreative für sich alleine wurde angebetet, es hatte einen gewaltigen Sexappeal, das ging so weit, dass man in bestimmten sektiererischen Kreisen, den Big-Bang als das Ur-Ereignis der Kreativität beschwor und in einer Stufenfolge abwärts, den biologischen Orgasmus sozusagen, als den kleinen Bruder des Big-Bang verherrlichte und ihn demzufolge, in ausschweifenden Orgien, als einen essentiellen, kreativen Akt zelebrierte! Ok, was soll‘ s, warum nicht, möglicherweise ist ja etwas dran! Es gab auch die Bräute in echt, eh, die so in real, na ja, egal! Legendär war das Cascade, eine Bar mit 5-stöckigem Tresen, der Boden war transparent, mit Blick 8800 Meter hinunter, zu der nächtlich strahlenden Metropole, wie gehabt. Der Round-Trip war, der ersten Drink oben, der letzte unten! Es gab das Restaurant Old-Rip, die Grill-Partys dort waren ebenso legendär, ganz zu schweigen von diesen narkotischen Wohlgerüchen aller orten, das lag schon hart an der Grenze zur Legalität! Also man konnte hier eine paar aufregende Stunden oder Tage verbringen, doch bei all dem, nicht zu vergessen, alleine schon zu Fuß, auch nur eine Runde um die „Falls“ zu drehen, das war definitiv jeden Cent wert! Wie erwähnt, die Ticket- Offices strotzten nur so von Postern der Babylon-Falls, der Oohh-my- God-Promenade, des Rainbow-Walks, mit anzüglich grinsenden Karikaturen der Dragon-Flies drauf, sollte heißen, „auf was in aller Welt wartest du noch?“