Merope

Merope

 

Das Böse, das Urböse war hinter ihm her

Es war ein Alptraum. Alpträume waren soundso wie sein zweites „Ich“, aber dieser hatte sich gewaschen. Da war etwas verschwommen Dunkles, da, dort, zur Seite… wo? Nicht wirklich da, doch allgegenwärtig! Etwas verschwommen Dunkles, Tod- Schwarzes, etwas würgend Asthmatisches, das Böse, das Ur-Böse! Es war hinter ihm her, er wollte flüchten, war wie gelähmt, alles Ankämpfen vergebens, hilflos zäh jede Bewegung, es war bedrohlich nahe, ganz nahe, jetzt… H i l f e! Myk fuhr hoch, sackte wie gerädert zurück in das schweißnasse Kissen, er fiel in dumpfen Halbschlaf. Es war der Halbschlaf in dem man weiß dass man träumt, was den Alptraum nur noch alptraumhafter macht und da war diese Traumstimme! Das Dunkle, das Schwarze, das ihn verfolgte, es hatte sich von ihm abgespalten, es war das Monströse von ihm, sein schwarzes, zweites Ich hatte ihn besucht, so die Traumstimme! Seine monströse Potenz, seine monströser jungenhafter Stoffwechsel, jede Körperzelle ein Klon-Monster, er war doch längst ein Artifizieller, ein Kunstprodukt! Sein Schädel hämmerte, ihm war spei- übel! Im Halbdämmern glaubte er, seine Monsterzellen würden ihm wie Tonnen faulendes Fleisch im Magen liegen. Er würde viehisch kotzen und es würde nicht aufhören! Wieder schreckte er auf, kippte zurück in diesen Sumpf und da war wieder diese Traumstimme, sie sagte, es wäre alles ganz anders, es wäre Lilley! Sie wäre eine Artifizielle! Dieser Blick, in diesen Momenten und dann, in der Küche, wo es kam wie es kommen musste, dieses erratische, mechanische Gezappel, diese theatralischen Schreie und der Raketenmann war nicht genug! Na klar, Sie ist eine Artifizielle, Lilley! Oder? Sie beide, er und sie! Monster!? Kotzverdammt, `nicht auszuhalten, artifizieller Sex! Er feuerte das Kissen in das dumpfe Grau des Morgens. Wie eine Granate zerriss ein heftiges Klirren das Alkohol- Dröhnen in seinem Schädel… die gläserne Ablage gegenüber... Gottverdammt! Er verfluchte die galaktische Getränkekarte in diesem Idioten-Schuppen. Er fiel in tiefe Bewusstlosigkeit, es war eine Erlösung!

Irgendetwas klingelte, wie erstickt in siedendem Wasser… jetzt lauter. Myk grapschte rüber zum Hörer. Er hasste implementierte Kommunikation, wer lässt sich schon freiwillig ins Hirn glotzen, von wegen alles Top vertraulich, er traute den Ärschen nicht! „Ja… aaa!“ Das Uhren-Rundinstrument Visavis grinste Viertel-nach-spät-am-Morgen. Er liebte Uhren-Rundinstrument, sie waren solide Zeitmesser, sonst nichts! „Oh, oh, Lilley!“ Sie schien in Eile, er begrüßte sie, aber sie redete darauf los, ohne Atem zu holen, dass sie ihm nur sagen wollte, dass sie eine interessante Neuigkeit für ihn hätte, ob sie beide, sich heute Nachmittag im Sports-Dome, im Cloud-7 treffen könnten, so gegen 16 Uhr, da er ja nicht arbeiten würde, könne er ihr ja den Gefallen tun, sie wolle ihm alles gerne persönlich erzählen, er solle ihr eine Nachricht zu kommen lassen. Sie sagte noch, „bis später, ich freue mich”, und beendete das Gespräch. Myk, noch nicht ganz auf der Höhe, hatte Mühe das wichtige heraus zu fischen: „Sports-Dome”, „Cloud-7”, „16 Uhr” wiederholte er vor sich hin… woher wusste sie nur, verdammt! Und wenn schon, egal! „Sports-Dome”, „Cloud-7”, „16 Uhr!“

 

Peter Tempel

67098 Bad Dürkheim


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