Die Tharsis Montes, mit Olympus Mons, ein gigantisches Gebirge!
In der Antike glaubte man die rötliche Färbung von Mars wäre Blut, Ozeane von Blut die ein Kriegsgott vergossen hatte! Aber es ist Eisenoxid, Rost, kümmerlicher Rost, nichts weiter! Allerdings auf dem roten Planeten entwickelte sich etwas Phänomenales, etwas ungebührlich Gigantisches, gerade im Vergleich zum großen Bruder, der Erde! Mars ist nur halb so groß wie die Erde, er bringt nur ein Zehntel deren Masse auf die Waage, dennoch entstand dort ein kolossales Gebirge, das Tharsis- Gebirge! Das 4000 km lange Valles-Marineris liegt nahezu parallel zum Äquator des Planeten. Die Natur ist auch hier nicht gerade zimperlich zu Werke gegangen. Der Grabenbruch ist bis zu 7km tief und 300km breit. Dagegen wäre der Grand- Canyon, drüben in Arizona, das „Tal der Zwerge“. Das Valles-Marineris grenzt im Westen an die Noctis-Labyrinthus Region. Es ist eine von vielen Klüften, kreuz und quer zerrissene Hochfläche, ein gewaltiger Labyrinth, der Namen sagt es. Weiter im Westen folgt der Sockel des Tharsis- Gebirges, mit durchschnittlich 6 km Höhe. Darüber thronen drei Schild- Vulkane, bis zu 20 km hoch, Arsia- Mons, Pavonis- Mons und Ascraeus- Mons. Sie sind ausgerichtet in strategischer Dreier-Stellung, wie um etwas zu schützen, was womöglich noch erhabener, noch außergewöhnlicher ist. Im weiteren Verlauf, Richtung Nordwesten, bricht das Gelände sogar in eine Depression ab. Und tatsächlich, aus dieser Tiefebene steigt ein Berg wie ein Kontinent hervor, Olympus-Mons! 27 km hoch die mächtigste Erhebung dieser Welt. Der „Everest“ hätte, leicht beschämt, dreimal Platz darin!
Wie ist das Tharsis-Gebirge entstanden? Wie war es möglich, dass ein verhältnismäßig kleiner Planet, derartig gigantische Höhen aufbauen konnte? Einer Vermutung nach entstand die Tharsis- Aufwölbung und deren Vulkanismus als Reactio eines Asteroiden- Impakts, auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten. Dort befindet sich das über 2000 Kilometer große und bis zu 9 Kilometer tiefe Hellas-Einschlag-Becken. Auch begünstigt offenbar eine geringere Anziehungskraft die Entstehung hoher Berge. Hier die Rechnung: Der Mount Everest, auf der guten alten Erde, liegt bei etwas unter 9000 Meter, Olympus- Mons bei 27 000, = ein Verhältnis von 1 zu 3, wie eben bei der Gravitation, selbstverständlich ist das eine Milchmädchen Rechnung.
Eine weitere denkbare Theorie: Der rote Planet, nur halb so groß wie die Erde, kühlte viel schneller aus. Die äußere Schale erstarrte in geologisch kurzer Zeit. Tektonische Bewegungen wurden blockiert. Anders auf der Erde. Hier schwimmen die kontinentalen Platten wie die Fettkruste auf der Bratensoße. Schleudern tief-reichende Schlote Magma an die Oberfläche, lassen die Bewegungen der Platten das Material mitgehen wie Taschendiebe. So wird das Höhenwachstum der Vulkane gewissermaßen in die Horizontale verlagert. Die Inseln des Hawaii-Archipels, die Perlenkette im Pazifik, zeugen von diesen Vorgängen. Die „Plumes" der Mars-Vulkane jedoch, verankert in ihrer starren Schale, pumpten über Milliarden von Jahren, flüssiges Gestein, direkt vor ihre Haustüre. Dadurch entstanden zwei kolossale Eruptionsgebiete, aber eben nur zwei. Die Tharsis-Montes und die Elysium-Montes. Letztere ebenfalls ein Areal dreier mächtiger Vulkan-Gipfel: Hecates-Tholus, Albor-Tholus und Elysium-Mons. Olympus- Mons, der Alles-Überragende, ist der Superlativ schlechthin. Die zentrale Caldera misst an die 80km im Querschnitt, der Kraterrand bricht Kilometer-tief in die eingestürzten Magma-Kammern. Sein Basis-Durchmesser beträgt ca. 600km. Er würde die Fläche des Staates New Mexiko bedecken. Die Höhe wie beschrieben ca. 27 000 Meter. Die Verhältnisse sind, abgesehen von der schieren Höhe, nicht gerade spektakulär, könnte man einwerfen. Der Berg ist, im Relief gesehen, flach wie ein Fladen. Richtig, aber dies ist nur die halbe Wahrheit. Die kollabierten Schichtstufen des nördlichen Sockels, sind alptraumhafte Erhebungen, bis zu 10 km hoch, mit irdischen Maßstäben nicht wirklich zu fassen!
Und wer an Eruptions-Vorgängen seine Freude hat, oder es als randständige Betrachtung zum Themen- Abend, „forcierte Feuerkraft“ beim Monatstreffen der Schützengilde bringen will, der beschäftige sich mal mit einem Ausbruch einer dieser Giganten! Die „technischen Daten“ dazu: Die Anziehungskraft von Mars beträgt ein Drittel der Erde. Der Querschnitt der Vulkan-Schlote dürften bis zum Faktor 5 mächtiger gewesen sein als der irdischer. Über den Daumen, mit der Feuerkraft doppelter Schallgeschwindigkeit könnte das ausgestoßene Gestein bis in eine Höhe von über 100 km gepustet worden sein, ein überaus dramatisches Feuerwerk! Leider gibt es keine Augenzeugen!
Heute ist Mars ein Wüstenplanet. Aber woher rühren die gewundenen Täler, mit Sediment-Ablagerungen, ähnlich mäandernder Flusstäler auf der Erde. Ging es dem roten Planeten klimatisch einmal besser? Wissenschaftler glauben, der Tharsis-Vulkanismus hätte auf dem urzeitlichen Mars eine dichtere Atmosphäre geschaffen. Eruptionen fördern auch Gase zutage, hauptsächlich Kohlendioxid, das Treibhausgas, auch Wasser in geringen Mengen. Denkbar wäre sogar, dass das Tharsis-Gebirge, vor Äonen, vergletschert war. Entwässerten diese gigantischen Eisflächen durch das Riesen-Canyon Valles-Marineris in die Flachgebiet der nördlichen Hemisphäre? Gab es dort womöglich einen Ozean? War der rote Planet früher ein blauer Planet? Im Dunkeln bleibt seine Vergangenheit. Gab es dramatische Ereignisse, die der Erde noch bevor stehen? Angeblich verflüchtigte sich die Atmosphäre, wegen der geringen Schwerkraft, in‘ s All, schwupp- und- weg! Ergo, Atmosphären sind fragile Gebilde, also Vorsicht damit! Sicher ist, die Sonne wird am Ende ihres Lebens-Zyklus zu einem Riesenstern. Was wird dann werden mit der Erde und dem Himmel wo die Regenbogen standen? Rein theoretisch, eine postapokalyptische Hölle, siedend heißer Gas-Hochdruck, ein Inferno, das zu beschreiben, die Tinte den Dienst versagen würde! Hinterher verglüht die Erde. Eine neue Runde von Werden und Vergehen, nicht wirklich tröstlich! Der rote Planet, könnte eine Rettungsinsel werden. Dort könnte man all den Papyrus feuersicher zwischenlagern, für ein paar beschauliche Jahrtausende! Also, machen wir uns auf den Weg, zu den Sandwüsten des roten Planeten, wir haben keine Wahl!
Titelbild: Mars Cross, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons