Scott Ruud war stolzer Besitzer eines Flug- Drachens. Der Vogelapparat parkte neben an der Garagenwand, ein 4 Meter langes Monstrum von Pack- Sack, fest verschnürt als gelte es ein wildes Tier im Zaum zu halten.
An diesem Morgen hatte Sky-Meteo rausgegeben, Hochdruckeinfluss, bei mäßig trockener, aktiver Luftmasse, dünne, hohe Wolken und flache Kumuli! Wetten bei Sky-Meteo hatte keiner einen Schimmer was es auslösen konnte. Es reichte um bei Scotty eine kripplige Unruhe hervorzurufen. Diese Unruhe befahl ihm schleunigst den Drachen auf den Truck zu wuchten, schließlich waren es ein paar Meilen bis hinüber nach „Bishop“ und der Start ging nach Osten. Als er den Karrenweg zum Startplatz hinauf rumpelte, eine Furche allererster Güte, war schon ziemlich viel Aluminium am Himmel, tatsächlich, ein Hammertag! Eine halbe Stunde später war er in der Luft. Die adiabatische Luftmasse packte ihn und blies ihn vehement hinauf ins Blaue. Den Steuerbügel etwas locker nach vorne, so nimmt sich der Vogel die Schräglage von alleine, wurde es bockig, ein wenig außen am Steuerbügel stützen, so konnte er die ungestüm aufsteigende Luftmasse parieren. Das „Vario“ piepte wie die Lerche im Mai, ein Instrument dass akustisch Steigen und Sinken anzeigt. Das war es, was er wollte, mal ehrlich, einen lahmen Gaul reiten kann doch jeder! Allmählich ließ das Bockige nach, es wurde kalt und Schlieren zeigten an, die Wolkenbasis! Scotty zog den Bügel, Wolkenflug war nicht sein Ding, er schoss mit ratterndem Segel aus der Suppe heraus. Das weite Tal öffnete sich nach Süden, der Höhenmesser zeigte eine 5stellige Zahl, es sollte ein Leichtes sein, hinüber zu den White- Mountains zu segeln.
Es wurde ein ruhiger Adlerflug im klaren Blau der Höhe, ringsherum der Blaue-Berge-Horizont. Es schien als hätte der Thermik-Ofen alle Kohle verfeuert, es war viel zu ruhig! An den White-Mountains kratzte John die Hänge, nichts rührte sich! Er näherte sich Windy-Corner, eine Formation, die einen üblen Ruf wegen ihrer „Shoot-Guns“ hatte, total Granaten-mäßige Aufwinde. Um Windy- Corner machte man besser einen weiten Bogen! „Ich muss es versuchen", dachte Scotty, „sonst bin ich in fünf Minuten bei den Ameisen, sieht doch gut aus!" Er riskierte die Kante, unter ihm waberten abgründige Felspartien in der winkel-rechten Sonne. Er dachte, „die reinste Herdplatte“, anderthalb Sekunden später war er ohnmächtig! Ein Knall zerriss das sanfte Schweben, ein Schlag in die Seite nahm ihm die Luft, Berge, Pampa drehten sich, er krachte erbärmlich auf‘ s Kreuz, noch bevor er kapierte was geschah, schickte ihn der Mond, auf 3- Uhr Position in den Schlaf. Wie lange er „weg“ war, wusste er hinterher nicht mehr. Er realisierte nur noch, den Mond da oben, am helllichten Tag! Als er zu sich kam, sah er verschwommen den Steuerbügel über sich. Unerreichbar! Ein Seitenrohr des Steuerbügels hatte die Form einer Banane, das ging auf das Konto seiner kurzen Rippe. Der Mond war auf 10-Uhr-Position gewandert, verdammt, das hieß doch? Plötzlich war ihm klar, er lag im Segel, der Drachen flog auf dem Rücken, also es gab einen Überschlag, also der Rettungsschirm musste raus!Das war es, was man den Drachenflieger immer wieder unterstellte, sie wären Hasardeure, baumelten unter dem lächerlichen Verhau herum, Gewichtskraftsteuerung, Überschlag vorprogrammiert, Gerätebruch inklusive, eine tickende Bombe, so ein Vogel! Oach, was wussten die Cockpit-Asse schon was „Fliegen“ wirklich bedeutete? Der Mond war auf 2- Uhr! Verdammt, das hieß doch, er flog einen Kreis, im Rückenflug und verrückt, es gab keinen schnarrender Warnton, dass es runter ginge… also, der Drachen flog eigen-stabil, nun 5- Uhr, er flog Vollkreise, Himmelherrgott! Eine dubiose Ahnung war der Ansicht, lass die Tüte drinnen! Dann „Vrrooaahhoom…Boohhaaffhh“, wieder ging es herum wie eine Drehtür, er krachte in das Gurtzeug wie ein Sack nasser Zement… doch der Drachen flog… Normalflug, Gutgütiger! Er dachte, „nur weg hier“, zog den Bügel, die Bananenseite war etwas schwammig, egal, er hielt etwas dagegen, dachte, „guck nicht rüber, solange er fliegt lass in fliegen, lass ihn einfach fliegen!“ Behutsam, ohne Probleme, brachte Scotty den Drachen zu Boden.
Weil er meilenweit vom Landeplatz niedergegangen war, ebenso keine Funkverbindung zustande bringen konnte, wartete er erst mal, vielleicht wurde sein Missgeschick ja beobachtet. Nichts geschah! Die Stunden vergingen, es wurde Abend. Er übernachtete in einer Höhle und das Drachensegel schützte ihn nur einigermaßen vor der bitteren Kälte. Am nächsten Morgen packte er den Drachen in den Sack, markierte die Koordinaten auf der Karte. Er machte sich unverzüglich auf den Weg Richtung Osten. Scotty musste über die Windy-Mountains, nach weiteren zwölf Meilen traf er auf eine Straße wo ihn ein Trucker auflas. Während Scotty seine Story erzählte, starrte ihn der Fahrer, unter seinem öligen Käppi heraus ungläubig an und als Scotty schließlich zum Schluss kam, sagte er, „oohh Mann“, so eine Geschichte hätte er noch nie gehört, beim Barthaar seiner Großmutter, da würde er lieber beim Zigaretten-holen bleiben, da würden Leute auf unerklärliche Weise verschwinden, das wäre ihm aufregend genug und es ergab sich einer jener spontanen Männerfreundschaften. Der Trucker ließ es sich nicht ausreden Scotty wieder in „Bishop“ abzuliefern, auch wenn es ein ziemlicher Umweg war.